Das 2. Kuhlau Festival in Tokyo 2015
HENRIK SVITZER
Mit zwei einzigartigen und sehr beeindruckenden Konzerten wurden am 10. und 11. Oktober dieses Jahr der 15. Geburtstag der "International Friedrich Kuhlau Society" (IFKS) im Rahmen des Kuhlau-Festivals gefeiert.
An dem Konzert des ersten Tages, bei dem über 100 Flötisten teilnahmen ,wurden 35 Stücke aufgeführt, die alle entweder von Kuhlau stammen oder mil ihm in Verbindung standen. Das Konzert fand in der Stadtmitte von Tokyo, in dem sehr schönen Oji Hall in Ginza, statt und dauerte von 12 Uhr Mittags -unterbrochen von einer kurzen Pause - über 9 Stunden!
Neben vielen ausgezeichneten japanischen Musikern (u.a. Chiharu Tachibana, Hideaki Sakai, Hiroshi Hari, Toshinori lshihara)
waren auch einige ausländische Flötisten eingeladen, so András Adorján, Ginevra Petrucci, Philipp Lundt, Anne Pustlauk und meine Wenigkeil -alle Mitglieder der IFKS!
Am nächsten Tag dirigierte Toshinori lshihara (Flötist, Grüder und Vorsitzender der IFKS) eine ungekürzte konzertante Aufführung von Kuhlau’s Drama “Elverhøj" in japanischer (!) Sprache mit Solisten, Schauspielern, dem New Tokyo Philharmonic Orchestra, Chor und Ballet. In dem großen und akustisch sehr vorteilhaften Dai-ichi Seime Hall amüsierten sich mehr als 2000 Zuhörer köstlich über das dänische Nalionalsingspiel.
Es ist ein großer Verdienst von Toshinori Ishihara, “Elverhøj” zum ersten Mal im Ausland und in einer (japanischen!) Übersetzung zu präsentieren. Erstaunlich, dass es bis heute weder eine deutsche noch eine englische Ubersetzung von “Elverhøj" gibt. Sehr bedauerlich, dass kein offizieller Repräsentant der dänischen Botschaft die Aufführung besucht hat.
Ich selber habe über fünfzig Mal im Orchester der Königlichen Theater in Kopenhagen in Aufführungen von “Elverhøj” mitgewirkt und war von der japanischen Aufführung sehr beeindruckt. Auf der Frage, warum es in Japan eine Kuhlau-Gesellschaft gibt, hat Toshinori Ishihara wie folgt geantwortet:
“Die Erneuerung Japans ist vornehmlich durch Integration der westlichen Zivilisation geschehen. Das bedeutet, dass die Identität der japanischen Bevorkerung in dieser Richtung neu orientiert wurde. Dieser Wandel ist heute auch in der Wahrnehmung von Musik spürbar. Denkt man an die Entwicklung, die Japan seit der Meji Epoche bis heute durchgemacht hat, kann man gut erkennen, daß Japan viele Einflusse aus Europa -insbesondere aus England, Frankreich und Deutschland - aufgenommen hat. Was Musik angeht, kam die Einwirkung hauptsächlich aus Deutschland - gefolgt von Frankreich und Italien. Musik aus anderen Ländern wie z. B. Russland, Ost- und Südeuropa oder Skandinavien blieb leider fast gänzlich unbekannt. Es ist unser Anliegen, den großen dänischen Kompnisten Daniel Friedrich Kuhlau (1786-1832), der so viel erstklassige Musik für die Flöte – aber nicht nur für die Flöte geschrieben hat, einen ihm gebührenden Platz in Bewusstsein des japanischen Publikums zu sichern!
Meiner Meinung nach verstehen viele junge japanische Flötisten und Musiker heute die westliche Musik besser als vor etwa zwanzig Jahren. Sie wurde allmählich ähnlich einer neuen Sprache auf beeindruckender Weise in ihrer andersartigen Kultur integriert.
Tausend Dank und Glückwunsche an die IFKS.
Es ist bewunderswert; wie Toshinori Ishihara und seine Gesellschaft es schaffen, Kuhlau's wunderbare - aber der japanischen Kultur im Grunde so fernstehende Musik - den dortigen Musikern und Publikum bekannt und beliebt zu machen.
Es war eine große Freude für mich, bei diesem Ereignis teilnehmen zu dürfen! |